Scheunenausbau Hollweck

Auftraggeber:
privat

Leistungen:
LPH 1-8 HOAI
Bestandsaufnahme
EnEV-Berechnungen
Dampfdiffusionsberechnungen
Energiekonzept

Planung:
ab 11/2012

Realisierung:
04/2013 bis 11/2013

Daten:
Beheiztes Volumen 866,1 m³
Gebäudenutzfläche 277,1 m²

Energiestandard:
KfW Effizienzhaus 55
Primärenergiebedarf 29,6 kWh/m²a
Heizenergiebedarf 28 kWh/m²a

Projektbeteiligte:
IB Fuchs

 

Ausgangslage:

Es war wohl eines der typischen Bauernhäuser aus dem nordöstlichen Allgäu mit Hakenschopf und Mitteltenne bis 1961 nahezu der gesamte landwirtschaftliche Gebäudeteil durch einen neuen Wiederkehr ersetzt wurde. Die Landwirtschaft wurde gerade noch 2 Jahrzehnte weiter betrieben, der letzte dauerhafte Bewohner ist vor einigen Jahren verstorben. Seitdem wurde das Gebäude am westlichen Ortsrand eines kleinen Ostallgäuer Weilers von den Nachkommen nur als Urlaubs- bzw. Wochenendsitz genutzt. Abgesehen von der Einrichtung eines Bades und der Instandsetzung des Daches wurde an dem Bauernhaus aus dem 17. Jh. in den letzten Jahrzehnten nichts verändert. Obwohl absolut denkmalwürdig ist es nicht in der Liste enthalten. Es handelt sich um einen außen mit Kalklehm verputzen Ständerbohlenbau, der innen teils vertäfert, teils ebenfalls mit Kalklehm bzw. Kalk verputzt ist. Zunächst stand die Frage im Raum, ob man das alte Wohnhaus überhaupt erhalten kann. Die Antwort des Fachmannes lautet: ja, aber. Ein eindeutiges ja weil das Gebäude im Originalzustand erhalten ist und ein großes aber weil die Instandsetzung sehr viel Geld kostet wenn man nicht in der Lage ist ein großes Maß an Eigenleistung einzubringen. Und eigentlich wollte der Bauherr ein modernes Holzhaus als Wochenend- und evtl. als Altersruhesitz haben, das auch Platz für Besuche der vier erwachsenen Söhne mit deren Familien bietet.

Konzept:

Verkaufen und an anderer Stelle einen Neubau hinstellen kam nicht in Frage. Die Lösung bot sich in Form eines Teilausbaus der ohnehin kaum mehr benötigten Scheune an. Damit bietet sich die Chance, daß der Bauherr in einigen Jahren wenn er im Ruhestand ist bei der Instandsetzung des alten Wohnhauses selbst mit Hand anlegt. Vielleicht lassen sich dann auch noch die Söhne dafür begeistern. Ein großer, offener und sonniger Wohnbereich im Erdgeschoß, ausreichend Platz für Familienzusammenkünfte, ein Gästebad, ein Schlafzimmer für die Enkel, zwei Schlafzimmer und ein Familienbad, das war das Raumprogramm. Die Tennenzufahrt wird durch den Wiederkehr überdacht, was einen idealen Frühstücksplatz und auch Grillplatz für verregnete Sommerabende ergibt. Die Tenne mit der gut erhaltenen Ständerbohlenwand bietet sich als temporär nutzbarer Mehrzweckraum an. So ergibt sich die übrige Raumeinteilung im Erdgeschoß wie von Selbst. Der Kochbereich im Süden zur Dorfstraße, daran anschließend der Eßplatz und räumlich durch die Treppe ins Obergeschoß etwas abgetrennt der Wohnbereich. Das Scheunentor wird ersetzt durch ein Glaselement, die große Verglasung des Wohn- und Eßbereichs nach Westen gibt den Blick frei auf den Dorfbach ohne Einblicke durch Fremde befürchten zu müssen. Mit Scheunentoren lassen sich bei zu starker Sonneneinstrahlung, abends oder bei Abwesenheit die Verglasungen der Privatbereiche verschließen. Die zwei großen Schlafzimmer im Obergeschoß sind nach Süden und Osten bzw. Süden und Westen ausgerichtet, das Bad nach Westen. Fenstertüren mit Scheunentore bieten auch hier freien Blick auf die herrliche Allgäuer Hügellandschaft. Über der überdachten Tennenzufahrt ergibt sich eine Altane als Rückzugsort, im Westen eine Abendsonnen-Terrasse. Die Fassade wird genauso wieder mit einer Boden-Deckel-Schalung versehen wie beim Bestand. Die lastabtragenden Stützen des Riegelwerkes blieben z.T. stehen. Dazwischen wurde eine 3-schalige Holzständerwand mit 34 cm Wärmedämmung eingebaut. Die Geschoßdecken sind als Brettstapeldecken ausgeführt. Die Decke zum Dach wurde ca. 40 cm dick gedämmt, die Bodenplatte ca. 25 cm. Zusammen mit den 3-fach verglasten Lärchenholzfenstern wird damit fast schon Passivhausstandard erreicht. Auch die Technik stammt vom Passivhaus. Ein Lüftungsgerät mit 80 % Wärmerückgewinnung verringert die Lüftungswärmeverluste auf ein Minimum. Damit nach längerem Leerstand die neue Wohnung schnell aufgeheizt werden kann wurde ein kleiner Pelletskessel eingebaut. Über diesen wir auch das alte Wohnhaus mit beheizt. Ansonsten hätte auch der gemauerte Scheitholzofen im Wohnbereich zur Heizwärmeversorgung ausgereicht. Die Wärmeübertragung erfolgt über Fußboden- und Wandstrahlheizflächen.

Sonstiges:

Der tatsächliche Heizenergieverbrauch wird sich ähnlich wie beim Scheunenausbau Regensburger auf den Passivhausstandard einpendeln – die Luftdichtheit leider nicht, da durch die Erhaltung der alten Tennenwand keine Abgrenzung zum undichten Altbau hergestellt werden konnte.

   Bau 1 Bau 2 Bau 3 Bau 4 Bestand 1 Bestand 2 Bestand 3