Wohnhaus Brack

Auftraggeber:
privat

Leistungen:
LPH 1-9 HOAI
EnEV- und PHPP-Berechnungen
Dampfdiffusionsberechnungen
Energiekonzept

Planung:
Planung ab 2001
durch Dipl.Ing. Fh Josef Dengler

Realisierung:
09/2002 bis 06/2003

Daten:
Beheiztes Volumen xxx m³
Gebäudenutzfläche xxx m²

Energiestandard:
Passivhaus
Primärenergiebedarf xxx kWh/m²a
Heizwärmebedarf 15 kWh/m²a

Projektbeteiligte:
keine

 

Ausgangslage:
Die Familie bewirtschaftete bis zum Zeitpunkt eines Betriebsunfalls des Inhabers in deinem kleinen Weiler bei Leutkirch einen Bauernhof. Nach diesem Unfall war alles anders. Der Landwirt war von einem Tag auf den anderen stark gehbehindert, teilweise sogar auf den Rollstuhl angewiesen. An eine Weiterführung der Landwirtschaft war nicht zu denken und das alte Bauernhaus war alles andere als behindertengerecht. Unser Mitarbeiter Josef Dengler ist ein Freund der Familie und so wandte sie sich mit dem Wunsch zum Bau eines neuen behindertengerechtes Wohnhauses an ihn. Durch den Kontakt zu Rotis und dem dort von Florian Aicher initiierten Projekt „Allgäu-Haus“ bestand eine große Offenheit gegenüber der Neuinterpretation von Allgäuer Bautraditionen.

Konzept:
Der Bauplatz für dieses Wohnhaus mit zwei behindertengerechten Wohnungen liegt am nördlichen Ortsrand des zur Stadt Leutkirch gehörenden Weilers Balterazhofen. Auf dem nach Südwesten abfallenden Grundstück war aus ortsplanerischen Gründen eine Firstausrichtung des zweigeschoßigen Satteldachbaukörpers nur in NO-SW-Richtung möglich. Eine freie Aussichtslage besteht zudem nur nach Nordwesten bzw. nach Westen.

Aufgrund der Hanglage wurden im Nordosten im EG Kellerersatzräume in Stahlbeton und im OG darüber eine großzügige Garage in einfacher Holzbauweise errichtet. Der übrige, in reiner Holzständerbauweise auf einer Stahlbetonbodenplatte konstruierte Baukörper schließt sich unter einem gemeinsamen Dach nach Südwesten an. Die Außenwände sind raumseitig mit einer Installationsebene und außenseitig mit einer Horizontalschalung aus Lärche versehen. Die Geschoßdecke über dem EG ist als von unten sichtbare Brettstapeldecke in Leimholz ausgebildet. Das Dach ist raumhaltig, sodaß ein optimales A/V-Verhältnis erreicht wird. Die Dachkonstruktion ist genauso aufgebaut wie die Außenwandkonstruktion (von innen nach außen):
Gipskarton 12,5 mm
OSB 15 mm
Zellulose/KVH 160 mm
Dampfbremse 0,3 mm
Mineralwolle/KVH 240 mm
DWD 15 mm
Die Fenster sind in Lärche. Sämtliche Holzbauteile sowohl im Innen- als auch im Außenbereich sind unbe-handelt. Dafür sind die Regeln des konstruktiven Holzschutzes eingehalten.
Das Gebäude wurde zwar von Anfang an im Passivhausstandard konzipiert, doch es war nicht oberstes Ziel, genau den Grenzwert von 15 kWh/m²a zu erreichen. Der von den Kellerersatzräumen aus über eine Kühlraumtür zugängliche Haustechnikraum befindet sich innerhalb der beheizten Raumhülle. Über einen 35 m langen Erdreichwärmetauscher DN 200 wird auf der Nordostseite der Garage über einen Filter frische Außenluft angesaugt und gelangt über die Nordwestseite in den Keller und von dort zum Kompakt-Lüftungs-aggregat im Technikraum. Der Erdreichwärmetauscher ist in der erweiterten Baugrube im Gefälle zum Haus verlegt. Im Gebäude sind die Lüftungskanäle innerhalb von geschlossenen Bauteilen nur als Steigleitungen mit Wickelfalzrohren in DN 100 verlegt. Die horizontal verlegten Leitungen sind als frei sichtbare Wickelfalz-rohre unter den Decke bzw. den Dachschrägen angeordnet. So können sämtliche Luftkanäle bei Bedarf mechanisch gereinigt werden. Die Warmwasserbereitung wird unterstützt durch ca. 12 m² Kollektorfläche. Die Frischluft wird in die Aufenthaltsräume über Wandauslaßventile eingeblasen und über die Nebenräume abgesaugt. Grundsätzlich ist jeder Aufenthaltsaraum über öffenbare Fenster in jeweils zwei Fassaden auch natürlich zu belüften. Orientierung und Lage des Gebäudes bedingen relativ große Fensterflächen nach Nordwesten und Südwesten. Die Vordächer und Balkone an diesen Fassaden dienen zugleich als Sonnen-schutz im Sommer. Eine zentrale Staubsaugeranlage gewährleistet zusammen mit der Lüftungsanlage, daß die Räume staub- und pollenfrei bleiben. Eine zusätzliche Herausforderung bestand natürlich in der Behin-dertengerechtigkeit vor allem der OG-Wohnung, was sich nicht nur in der Grundrißorganisation, sondern in vielen weiteren Details widerspiegelt.

Sonstiges:
Die Bewohner zeigen sich auch nach Jahren begeistert von ihrem Gebäude, und stehen zu der ungewöhnlich modernen Architektur des Hauses, die schon während der Bauzeit viele Schaulustige anzog. Es sind zwar Anschlüsse für einen Holzpellets-Kaminofen vorbereitet, doch solange sich der Restheizwärmebedarf und der Restenergiebedarf zur Warmwasserbereitung wie geplant in engen Grenzen halten, ist keine zusätzliche Energiequelle notwendig.

 

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