Heimathaus Gestratz

Auftraggeber:
Heimatverein Gestratz

Leistungen:
LPH 1-8 HOAI
Bestandsaufnahme
Denkmalschutzrechtliche Genehmigung
Finanzierungs- und Betriebskonzept

Planung:
ab 03/2003

Realisierung:
09/2004 bis 05/2008

Daten:
Beheiztes Volumen xxx m³
Gebäudenutzfläche xxx m²

Energiestandard:
Primärenergiebedarf xx kWh/m²a
Heizwärmebedarf xx kWh/m²a

Projektbeteiligte:
LA Schelten
IB Herz & Lang
IB Lindauer

 

Ausgangslage:

Das Gebäude Zwirkenberg Nr. 32 – eine ehemalige Schmiede mit Wohnteil und kleinem Stall –  steht zwar unter Denkmalschutz, was die bisherigen Eigentümer aber nicht davon abhielt, mehrfach Versuche zur Veränderung bzw. zum Abriß zu unternehmen. Aufgrund der außergewöhnlichen Denkmaleigenschaften des aus dem Jahr 1755 stammenden Gebäudes konnte dies aber verhindert werden. Schließlich boten sie das Gebäude der Gemeinde zum Kauf an. In der alles entscheidenden Gemeinderatssitzung stellten wir ein Konzept zur Erhaltung als Heimathaus vor, bei dem verschiedene ortsansässige, heute ausgestorbene Handwerksberufe erlebbar dargestellt werden sollten. Das Angebot dieser lebendigen Heimatgeschichte sollte sich vor allem an Kinder und Jugendliche richten. Mit überwältigender Mehrheit stimmte der Gemeinderat für den Ankauf und es gründete sich spontan ein Heimatverein um das Projekt mit vereinten Kräften in Angriff zu nehmen.

Konzept:

Das Beispiel des Flößermuseums in Lechbruck begeisterte Gemeinderäte und heimatverbundene Bürger gleichermaßen. Die aufgezeigten Möglichkeiten der Finanzierung aus Mitteln der Denkmalpflege, der Bayerischen Landesstiftung, der Dorferneuerung und aus dem Leader-Programm einschließlich Unterstützung durch Bezirk und Landkreis machte die Entscheidung perfekt. Trotzdem war allen Beteiligten klar, daß die Realisierung nur mit Hilfe von Eigenleistung aus dem Kreis der Bürgerschaft möglich sein würde. Gut, daß die Fürsprecher im Gemeinderat auch die Hauptakteure im Heimatverein waren. Nach der Entrümpelung erfolgte eine ausführliche Bestandsaufnahme. Dabei stellte sich heraus, daß die originale Bausubstanz weitgehend erhalten war und selbst die baufeste Ausstattung wie Fenster, Türen, Wand- und Deckentäfer noch nahezu komplett vorhanden war. Lediglich von der Esse war nichts mehr übrig. Durch die Analyse des Bestandes stellte sich auch heraus, daß die Wohnräume im Obergeschoß ursprünglich nur über eine Außentreppe erreichbar waren. Selbstverständlich wurde diese wieder hergestellt. Neben dem gemauerten Schmiederaum befindet sich eine ehemalige Heulege, dahinter ein Wagenschopf – beides in Holzriegelkonstruktion. Das wohnzwecken dienende Obergeschoß ist in Holzblockbauweise ausgeführt. Durch die Entfernung der verwitterten Schindeln kam beim nordöstlichen Giebel ein schön verziertes Fachwerk zum Vorschein. Der südwestliche Giebel ist als Blockbohlenwand ausgebildet. Das gut erhaltene steile Satteldach wurde originalgetreu wieder geschindelt. Bemerkenswert ist, daß sich in diesem Gebäude neben den 4 Wohnräumen im Obergeschoß ursprünglich auch noch zwei weitere im Dachgeschoß befanden. In der Schmiede müssen wohl gegen Kost und Logie auch Angestellte mitgearbeitet haben – angesichts der Lage an einer alten Handelsstraße nicht ungewöhnlich. Das talseitige Drittel des Gebäudes ist unterkellert. Hier befanden sich früher die Stallungen, die teilweise erhalten und rekonstruiert werden konnten. In den Dachböden der Gestratzer Bürger fanden sich noch erstaunlich viele alte Dinge, die heute die Räumlichkeiten des Heimathauses füllen. Die Schmiede wurde nach alten Vorbildern wieder eingerichtet. Lediglich die Heulege blieb frei und wird heute gerne als Raum für Sonderausstellungen oder Veranstaltungen genutzt. Gegen Ende der Bauzeit gelang es der Gemeinde, das gegenüber liegende Grundstück zu erwerben. Hierhin wurde ein sehr altes, nicht mehr genutztes Bienenhaus aus dem Ort hin versetzt, das nun der örtliche Imkerverein betreut. Ein Bauerngarten wie zu Oma’s Zeiten und eine neu angelegte Streuobstwiese runden das Ensemble ab.

Sonstiges:

Ohne das ungewöhnlich große Engagement von Ehrenamtlichen wäre dieses Projekt nicht zu stemmen gewesen. Aber das Haus mit dem Gelände drumherum wird auch belebt. Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen sind das eine. Die Arbeit mit Kindern und jungen Menschen sind das andere. Inzwischen ist das Heimathaus zu einem authentischen Mittelpunkt des dörflichen Lebens in Gestratz geworden. Das spüren auch die Besucher von außerhalb und kommen deswegen gerne immer wieder hierher.

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