Renovierung des ehemaligen Pfarrhofes von Petersthal

Auftraggeber:
Privat

Leistungen:
LPH 1-4 HOAI
Bestandsaufnahme
EnEV-Berechnungen
Dampfdiffusionsberechnungen
Energiekonzept
Ausführungsberatung

Planung:
ab 06/2011

Realisierung:
07/2011 bis 12/2013

Daten:
Beheiztes Volumen xxx m³
Gebäudenutzfläche xxx m²

Energiestandard:
KfW-Effizienzhaus 100
Primärenergiebedarf xx kWh/m²a
Heizwärmebedarf xx kWh/m²a

Projektbeteiligte:
keine

 

Ausgangslage:

Nachdem es in Petersthal schon seit geraumer Zeit keinen Pfarrer mehr gibt und die Stelle auch in Zukunft nicht mehr besetzt wird stand der untypisch mit einem großen Wirtschaftsteil versehene Pfarrhof zum Verkauf. Ein während des Leerstandes entstandener, inzwischen aber beseitigter Hausschwammbefall schreckten neben der Größe und der Tatsache, daß das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wohl viele Kaufinteressenten ab. Nicht so aber eine Familie aus dem Dorf, die sich mit unserer Hilfe auf dieses Abenteuer einließ. Die Beseitigung des Hausschwamms bedeutete, das inmitten des Hauses ein riesiges Loch klaffte: die Trennwand zwischen zwei Zimmern fehlte, der Boden, die Decke, ebenso im Stockwerk darüber. Aber ansonsten befand sich die Bausubstanz in einem guten Zustand.

Konzept:

Der Wohnteil ist als herrschaftliches, mit dem Giebel nach Nordosten ausgerichtetes Mittelganghaus angelegt, das wohl schon zur Erbauungszeit durch einen landwirtschaftlichen Gebäudeteil auf der dem Wetter zugewandten Südwestseite ergänzt wurde. Der Hausstock und der ehemalige landwirtschaftliche Teil sind jedoch konstruktiv voneinander getrennt – es handelt sich um zwei vollkommen unterschiedliche Dachkonstruktionen und auf der Straßenseite (Nordwestseite) befindet sich ein untypischer Baukörperversprung. Der Hausstock war früher zudem mit einem typischen landerngedeckten Allgäuer Flachdach versehen, was an den Resten der gestrickten Giebelwand deutlich ablesbar ist. Die Holzkonstruktion des Scheunenteils dürfte aus der Zeit um die Mitte des 18. Jh.s stammen. Die Giebelgestaltung mit der Altane über dem Hausstock stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. So liegt die Vermutung nahe, daß der Scheunenteil hier gegen Ende des 19. Jh.s eine Zweitverwendung fand und in diesem Zuge der Dachstuhl über dem Hausstock erhöht wurde. Die Sparrenlage wurde vermutlich in den 80er Jahren des 20. Jh.s teilweise erneuert, ebenso die Dacheindeckung. Beim Hausstock handelt es sich um einen Blockbau auf einem gemauerten Bruchsteinsockel mit einer kleinen Teilunterkellerung an der Nordecke. Die Schwellhölzer waren teilweise angefault und wiesen stellenweise Hausbockbefall auf. Die Holzbalkenlage der Kellerdecke war angefault und wurde bereits provisorisch abgestützt. Die direkt auf dem Erdreich aufliegenden Balkenlagen waren ebenfalls verfault. Die Blockwände sind verputzt bzw. vertäfert, ebenso die Holzbalkendecken. In den 60er Jahren des 20. Jh.s wurde die Südostfassade verändert, indem Fenstergrößen abgeändert und ein Balkon angebaut wurde. Auch wurde damals ein Teil der gestrickten Außenwand durch Mauerwerk ersetzt. Der Hausstock ist bis auf das Dachgeschoß außenseitig verputzt. Der Dachraum ist nicht ausgebaut.
Sowohl der Hausstock als auch der ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebäudeteil sollten komplett erhalten werden. Der später angefügte Balkon auf der Südostseite des Hausstocks soll erneuert werden. Die Befensterung des Wohnteils auf der Südostseite soll sich am historischen Bestand orientieren. Die Raumstruktur im Hausstock bleibt unangetastet. Die im Zuge der Bekämpfung des Hausschwammbefalls entfernten Bauteile wurden wieder ergänzt. Das Dachgeschoß über dem Hausstock bleibt nicht ausgebaut. Die zu erneuernden Bodenaufbauten im Erdgeschoß erhielten entsprechende Feuchtigkeitssperren und Dämmschichten, wobei vorhandene Bodenbeläge (Dielenböden) so weit als möglich wiederverwendet wurden. Die Decke zum Dachboden wurde von der Oberseite her geöffnet und wärmegedämmt. Decken- und Wandverkleidungen sowie Putzflächen sollten so weit wie möglich erhalten bleiben. Die Fenster aus den 60er Jahren des 20. Jh.s mit der untypischen Kreuzsprosse wurden durch neue 2-flügelige Holzfenster mit 2 Quersprossen und Fensterläden ersetzt. Zur Gewärhleistung des Mindestwärmeschutzes nach DIN 4108-2, d.h. zur Schaffung hygienischer Raumverhältnisse und zur Sicherung der Tauwasser- und Schimmelpilzfreiheit an Innenoberflächen von Außenbauteilen wurden entgegen den Auflagen des Denkmalschutzes auch die Fassaden des Wohnteils auf der Außenseite wärmegedämmt. Unter Erhaltung des vorhandenen Fassadenputzes wurden senkrechte Holzrähmlinge an der Fassade angebracht, zwischen diesen Hölzern wurde ein natürlicher Dämmstoff eingebaut (Zellulose) und auf die Holzrähmlinge wurde anschließend eine Holzweichfaserplatte aufgebracht, die abschließend verputzt wurde. Die Putzfassade hat heute dieselbe geschoßweise horizontale Fassadengliederung wie vorher und ist ebenso krumm und bucklig wie vor der Renovierung. Diese Konstruktion kommt ohne zusätzliche Dampfbremsfolien u.dgl. aus und sichert den Erhalt des Baudenkmals. Um das Fassadenbild zu erhalten, wurden die neuen Fenster in die Dämmebene gesetzt. Zur Beheizung und Warmwasserbereitung wurde eine zentrale Holzpellets-Heizungsanlage im Keller eingebaut. Die Wärmeübertragung erfolgt je nach Ausstattung der Räume über Heizkörper oder Flächenstrahlheizung. Feuchtes Mauerwerk wurde über eine Bauteiltemperierung trocken gelegt.

Sonstiges:

Die Denkmalpfleger zeigten sich bei der letzten Besichtigung nach Abschluß der Maßnahmen ausnahmslos begeistert über das Ergebnis. Ohne den Fleiß, das Einfühlungsvermögen und das handwerkliche Geschick der Bauherrenfamilie wäre dieses Ergebnis in dieser Form allerdings kaum zustande gekommen. Die Kombination von alten und neuen Möbeln ist wohltuend. Hier wird Geschichte erlebbar. Ohne die natürliche, gute und unsichtbare Wärmedämmung der Gebäudehülle gäbe es allerdings auch nicht dieses gute Wohlfühlklima …

   heute Südseite-1000vorher Südseite-1000heute von Nordosten-1000vorher von Nordosten-1000heute Eingang-1000vorher Eingang-1000Ansicht Süd-1000Grundriss EG